Ursachen von Mobbing und die Entstehung von Gewalt

Gewalt und Mobbing

Gewalt wird häufig als etwas Negatives betrachtet, da man diese mit Schmerzen und Verletzungen in Verbindung bringt. Doch Gewalt ist viel mehr. So gibt es auf der politischen Ebene verschiedene Gewalten, wie die gesetzgebende Gewalt, die ausführende Gewalt und die Recht sprechende Gewalt. Nun wird Gewalt auch immer häufiger mit Mobbing in Verbindung gebracht.

Gewalt meint nicht immer nur Angriffe auf die Gesundheit, mit dem Ziel, jemanden ernsthaft physisch zu verletzen, sondern Gewalt meint auch die Bedrohung der Psyche. Doch was macht Gewalt für Jugendliche so faszinierend? Folgende Punkte können versuchen, dies genauer erläutern:

  • Gewalt schafft (scheinbare) Eindeutigkeit in unklaren, unübersichtlichen Situationen.
  • Mit Gewalt können Interessen durchgesetzt und Ziele erreicht werden.
  • Gewalt schafft Fakten, die bei späteren Verhandlungen als Ausgangspunkt genommen werden können.
  • Gewalt sichert eigene Privilegien und Vorteile (zumindest kurzfristig) und hält zudem berechtigte Ansprüche anderer (eine Zeit lang) ab.
  • Die (scheinbare) Effektivität von Gewalt braucht nicht begründet zu werden.
  • Gewalt wirkt bei Gruppen auch nach innen, indem sie potentielle Kritiker einschüchtert.
  • Gewalt schafft (vermeintliche) Klarheiten in einer komplizierten Welt.
  • Sie ist eine zumindest augenblicklich wirkende Selbstdemonstration der Überwindung von Ohnmacht.
  • Sie garantiert Fremdwahrnehmung, die mit anderen Mitteln so nicht herstellbar ist.
  • Gewalthandlungen werden von Tätern oft als emotional erregend und stimulierend erlebt.
  • Gewalthandlungen werden oft als Männlichkeitsbeweis oder „Ehre“ (um-)gedeutet.
  • Gewalt erreicht als körperliche Auseinandersetzung und Bedrohung einen in der Spannung oft rauschartigen Zustand.

Leider wird Gewalt und Mobbing im alltäglichen Sprachgebrauch als ein Synonym benutzt. Dies trifft jedoch nicht zu, da sich die einzelnen Gewaltbegriffe unterschiedlich verhalten. Aggression meint eine dem Menschen angeborene sowie lebensnotwendige Eigenschaft und Energie. Hierunter fallen Tätigkeiten, wie Wetteifern, selbstbewusstes Auftreten, kreatives Spielen, tätige Hilfeleistungen und andere Formen des „In-Angriff“ Nehmens. Alle diese Handlungen haben mit zielgerichtetem Schädigen und Verletzen wenig zu tun. Zahlreiche Vertreter aus Forschung und Wissenschaft vertreten die Theorie, dass Aggression ein natürlicher und notwendiger Trieb ist, um erfolgreich zu sein. Aggression und Gewalt im Alltag werden als bestes Mittel zum Siegen verherrlicht.

Hingegen wird von Gewalt gesprochen, wenn Menschen gezielt oder fahrlässig physisch oder psychisch verletzt oder geschädigt werden. Dazu gehört auch der Bereich der strukturellen und kulturellen Gewalt, also Macht- oder Ordnungssysteme und ökonomische Prinzipien, die materielle, soziale und ideelle menschliche Entwicklungen beeinträchtigen oder verhindern.

Konflikte sind solche Tatbestände, an denen mindestens zwei Personen oder Parteien beteiligt sind, die konträre Ziele mit unterschiedlichen Mitteln erreichen wollen. Das eigentliche Problem an einem Konflikt ist aber die Gefahr der Eskalation. Dies  macht ihn dann immer schwerer steuerbar. Der Begriff Macht beschreibt die Fähigkeit und Möglichkeit Interessen oder den eigenen Willen auch gegen Widerstände anderer durchzusetzen. Macht ist ein Phänomen, das in vielen Bereichen unseres sozialen Zusammenlebens präsent ist. Diese Begriffe haben alle etwas mit Mobbing zu tun. Deshalb ist hier eine Unterscheidung der Thematik, sowie eine Differenzierung der verschiedenen Begrifflichkeiten von Nöten, um einer solchen Argumentation stattzugeben. Jedoch sei darauf aufmerksam gemacht, dass Mobbing als eine extreme Form von Gewalt von Aggressionen ausgelöst werden kann und durchaus als gewaltätige Handlung angesehen werden kann. Nicht jede Gewalt ist Mobbing, aber Mobbing ist immer Gewalt!

Die Entstehung von Gewalt

Um den Gewaltbegriff überhaupt richtig verwenden zu können muss vor allem klar sein, aus welcher Fachrichtung man ihn beleuchtet. Während in der Psychologie der Begriff meist als „Aggression“ oder „Aggressivität“ auftaucht, spricht die Soziologie meist von „abweichendem Verhalten“. Als Aggression bezeichnet die Psychologie solche Verhaltensauffälligkeiten, bei denen ein gerichtetes Austeilen schädigender Reize erkannt wird. Aggressives Verhalten kann verbal oder körperlich erfolgen, es kann offen oder verdeckt – also lediglich phantasiert – auftreten. Im soziologischen Sinne sieht man den Begriff des abweichenden Verhaltens als ein Verhalten, das nicht mit den Normen übereinstimmt, die ein soziales System seinen Mitgliedern auferlegt Gewalt ist Aggression in extremster ausgeübter und sozial nicht akzeptablen Form. Gewalt kann so eingegrenzt werden, dass sie ein Resultat umgesetzter Aggression gegen Personen oder Gegenstände ist. Bisher wurde vermieden, Gewalt und Mobbing zu unterscheiden. Beide Begriffe haben jedoch miteinander zu tun.

Mobbing ist durch den Zusammenhang mit Schule durchaus in der Bevölkerung mittlerweile bekannt. Die Medien haben im übrigen in ihrer Darstellung ein Bild schulischer Gewalt erschaffen, das durch fortwährende Berichterstattungen immer wieder beeinflusst wird. Hier werden immer nur die heftigsten Fälle mit teilweise blutigem Ausgang gezeigt. Doch zu Mobbing gehören nicht nur diese Fälle. Auch die Ausübung „kleiner Gewalt“, beispielsweise das Auslachen von Mitschülern, das Beleidigen oder Beschimpfen, das Verbreiten von Unwahrheiten, das Verstecken von Sachen, die Zerstörung persönlichen Eigentums, das Anrempeln, Herumstoßen, Erniedrigen und Ausschließen müssen dabei beachtet werden. Es gibt mehrere Ansatzmöglichkeiten für die Entstehung von Gewalt. Eine große Zahl der Gewalttaten an Schulen, beispielsweise School-Shootings werden auf gewaltverherrlichende Medien aller Art zurückgeführt. Unter School-Shooting versteht man den bewaffneten Überfall auf eine Schule, bei dem der Täter wahllos Unbeteiligte für seine momentane psychische Lage verantwortlich macht und diese erschießt.

Seit Jahrzehnten ist die Medienforschung unermüdlich mit der Prüfung beschäftigt, ob die Nutzung von gewalthaltigen Medienerzeugnissen Auswirkungen auf deren Konsumenten hat. Ein Fokus liegt dabei auf der Frage, ob sich Sicht- oder Handlungsweise der Zuschauer, Zuhörer, Leser und Spieler in Bezug auf die eigene Ausübung von Gewalt ändert. Am häufigsten sind Gewaltursachen dennoch im sozialen Umfeld zu suchen, sei es in der Familie oder in der Wohngegend. Professor Christian Pfeiffer vom kriminologischen Forschungsinstitut Niedersachsen hat in einer Studie verschiedene Gewaltursachen untersucht:

1. Die Erfahrung innerfamiliärer Gewalt

Wer durch seine Eltern massive Schläge und Misshandlungen erlebt hat, wird erheblich häufiger selbst gewalttätig als nicht geschlagene junge Menschen. Fast jeder sechste der Befragten in einer großen Schülerstudie von 1997 gab an, Opfer massiver elterlicher Gewalt geworden zu sein. Große Unterschiede ergeben sich im Vergleich zu ethnischen Gruppen: Das eine Extrem bilden türkische Jugendliche, von denen 1997 fast 20% Opfer einer elterlichen Misshandlung wurden. Auf der anderen Seite einheimische deutsche Jugendliche mit einer Opferrate von etwa sechs Prozent. Solche Gewalterfahrungen erhöhen die Wahrscheinlichkeit beträchtlich, dass die betroffenen Jugendlichen selbst Gewalt ausüben.

2. Gravierende soziale Benachteiligung der Familie

Eine besondere Problemgruppe sind junge Ausländer und Aussiedler, die seit langem unter den Rahmenbedingungen sozialer Benachteiligung aufwachsen. Junge Zuwanderer, die seit mindestens 5 Jahren in Deutschland leben oder hier  geboren sind, haben in Befragungen zwei- bis dreimal mehr Gewalttaten zugegeben, als einheimische Deutsche oder solche jungen Ausländer und Übersiedler, die erst seit wenigen Jahren in Deutschland leben. Junge Migranten sind offenbar eine zeitlang bereit, anfängliche Eingliederungsprobleme als unvermeidbar hinzunehmen. Wenn sich daraus jedoch dauerhaft soziale Nachteile ergeben, wächst unter ihnen im Laufe der Jahre die Tendenz, sich zu strafauffälligen Gruppen zusammenzuschließen. Sie haben gewissermaßen „deutsche Ansprüche“ entwickelt, denen keine „deutsche Chancen“ gegenüberstehen.

3. Schlechte Zukunftschancen Jugendlicher aufgrund eines niedrigen Bildungsniveaus

Vier Fünftel der gewalttätigen Jugendlichen und Heranwachsenden sind sozialen Randgruppen zuzuordnen. So hat sich unter den jungen Angeklagten, die nicht mehr Schüler sind, der Anteil der Arbeitslosen im Verlauf von sechs Jahren von 38% auf 60% erhöht. Mehr als drei Viertel der jungen Gewalttäter weist ein niedriges Bildungsniveau auf (maximal Hauptschulabschluss), das ihnen im Berufsleben nur schlechte Perspektiven eröffnet. Vergleicht man für die verschiedenen ethnischen Gruppen die Zahl der selbstberichteten Gewaltdelikte pro 100 Jugendliche, dann liegt sie für solche 14-18 Jährigen, die die Sonderschulen, Hauptschulen oder das Berufsgrundschuljahr besuchen, durchweg um das Drei- bis Vierfache über den Vergleichszahlen der Gymnasiasten. Offenkundig tragen die wachsenden sozialen Gegensätze erheblich dazu bei, dass besonders diejenigen Gewaltdelikte begehen, die wenig Chancen dafür sehen, den Satz „Jeder ist seines Glückes Schmied“ für sich zu realisieren. Von den einheimischen deutschen Jugendlichen wachsen etwa 77% in der privillgierten Situation auf, so dass sie von keinem der drei Merkmale betroffen sind. Das heißt, sie besuchen mindestens die Realschule, ihre Eltern sind weder Sozialhilfeempfänger noch arbeitslos und sie sind von innerfamilliärer Gewalt verschont geblieben. Das andere Extrem stellen die türkischen Jugendlichen dar, die nur zu etwa 22% unter derart privilligierten Bedingungen aufwachsen. Am höchsten sind die türkischen Jugendlichen und solche aus dem ehemaligen Jugoslawien belastet.

Viele Wissenschaftler, vor allem Psychologen, haben schon versucht herauszufinden, warum jemand gewalttätig wird. Sie haben verschiedene Theorien entwickelt, mit welchen sie die Entstehung von Gewalt erklären:

Theorie 1:

Manche Wissenschaftler nehmen an, dass Gewalt dann entsteht, wenn man sehr frustriert und unzufrieden ist. Das heißt aber nicht, dass jeder, der sehr frustriert ist, auch gewalttätig wird. Demhingegen reagieren manche Menschen auf ihren Frust mit Traurigkeit, Verdrängung oder Aufgeben.

Theorie 2:

Andere Wissenschaftler glauben an die Erklärung vom „Modell-Lernen“. Es wird also vom Modell gelernt. Man beobachtet etwas und macht dieses dann nach. Das heißt, wenn jemand beobachtet, dass man mit Gewalt ein Problem lösen kann, schlägt dieser ungehemmter zu, um ein Problem zu lösen.

Woher stammt aber nun die Bereitschaft zur Gewalt, anders gefragt: Wie werden Menschen, besonders Kinder, aggressiv? Dazu muss geklärt werden, welche Lebensgeschichte, beziehungsweise welche Erziehung in der Kindheit verankert ist. Im wesentlichen lässt sich dies anhand von vier Faktoren beschreiben:

  1. Sehr wichtig ist die emotionale Grundeinstellung der Eltern, hauptsächlich die der ersten Bezugsperson (für gewöhnlich die Mutter). Dabei ist die Einstellung der Mutter, beziehungsweise der Bezugsperson, während der frühen Kindheit von Bedeutung. Negative Einstellung heißt negative Einstellung beim Kind.
  2. Die Einstellung zur Toleranz aggressiven Verhaltens. Wird aggressives Verhalten gegenüber Gleichaltrigen, Geschwistern und Erwachsenen in früher Kindheit toleriert, wird das aggressive Verhalten des Kindes mit großer Wahrscheinlichkeit zunehmen.
  3. Wird von Elternseite Gehorsam mittels Gewalt abverlangt, bekräftigt dies die kindliche Theorie, dass man mit Gewalt seine Ziele erreicht. Es müssen klare Grenzen aufgezeigt werden.
  4. Das Temperament des Kindes spielt eine Rolle für seine weitere Entwicklung. Ein hitzköpfiges Kind hat einen stärkeren Drang zu aggressivem Verhalten als ein Kind mit ruhigerem Temperament.

Hierbei handelt es sich um allgemeine Aussagen. In einzelnen Fällen können andere Faktoren eine Rolle spielen, dann kann das Kausalitätsmuster anders ausgesehen haben. Dennoch lassen sich aus diesen Ergebnissen der Forschungsarbeit von Loeber und Strouthamer-Loeber gewisse Schlussfolgerungen ziehen.

„Liebe und Anteilnahme der Person(en), die ein Kind erzieht/erziehen, müssen deutliche Grenzen ziehen, was erlaubt ist und was nicht und die Anwendung nicht körperlicher Methoden der Kindererziehung schaffen harmonische und unabhängige Kinder (Olweus)“

Doch nicht nur das Elternhaus spielt eine entscheidende Rolle, wenn es um die Entstehung von Gewalt und die damit verbundene Bereitschaft zu mobben geht. Auch die Cliquen und die Peer-Groups spielen eine nicht weniger wichtige Rolle. Eine solche Peer-Group verschafft dem Jugendlichen soziale Anerkenung und Geltung und  hat damit zugleich auch psychisch stabilisierende und sozial integrierende Wirkung. Nun kann die stabilisierende und sozial integrierende Wirkung der Peer-Groups aber auch Gewaltbereitschaft und Gewalthandeln fördern. Dies gilt vor allem dann, wenn Gruppenzusammenhalt und Gemeinschaftserleben mit „abweichenden“ Orientierungen einhergehen und die gesamte Gruppe „abweichenden“ – in diesen Fällen gewaltbilligenden – Werten und Normen folgt.

Ursachen von Mobbing

Woher Mobbing stammt oder warum Mobbing an sich geschieht, ist fraglich. Oftmals wird für Mobbing die gesellschaftliche Situation und die eventuell daraus resultierende Perspektivlosigkeit vieler Jugendlicher in Verantwortung gezogen. Es gibt jedoch verschiedene Gründe, die zu eskalierender Gewalt zwischen Kindern und Jugendlichen beitragen können. Gründe hierfür können beispielsweise sein, dass aus dem Elternhaus keine klaren Grenzen mehr aufgezeigt werden. So werden beispielsweise Schimpfwörter toleriert, wobei das Kind eigentlich lernen sollte, dass gegenseitiges Beleidigen nicht der Norm entspricht. Wenn aber die Grenze nicht bekannt ist, hält das Kind dieses Verhalten für normal. Kindern sollte zudem beigebracht werden, ihre eigenen Gefühle zu erkennen. Lernen sie den Umgang mit ihren Gefühlen und denen von anderen nicht, dann kann eine Situation gleich falsch interpretiert werden. Dazu werden aber auch wieder die Eltern benötigt, die ab und an etwas Gefühl zeigen sollten, da Kinder von ihren Eltern lernen. Eine weitere Möglichkeit wäre, dass Kinder zu Hause gelernt haben, dass Macht benötigt wird, um sich durchzusetzen. Dies kann erfolgen, wenn Kinder zu Hause nur gehorchen müssen und ihnen keinerlei Respekt entgegengebracht wird. Ein nicht zu vernachlässigender Aspekt ist der Gruppenzwang, der in Kindergarten, Nachbarschaft, Schule und überall dort wo es zu sozialem Kontakt mit anderen kommt, herrscht. Außenseiter oder Schwächere fallen dabei durchs Raster und werden von der Gruppe verstoßen.

Professor Dr. Dr. Hans Leymann ist einer der führenden Forschenden auf dem Gebiet des Mobbing. Er hat verschiedene Mobbinghandlungen und Mobbinggründe erforscht. Zu diesen gehören:

 

Angriffe auf die Möglichkeit, sich zu äußern

  • Der Vorgesetzte schränkt die Möglichkeit ein, sich zu äußern
  • Man wird ständig unterbrochen
  • Kollegen schränken die Möglichkeit ein, sich zu äußern
  • Anschreien oder lautes Schimpfen
  • Ständige Kritik an der Arbeit
  • Ständige Kritik am Privatleben
  • Telefonterror
  • Mündliche Drohungen
  • Schriftliche Drohungen
  • Kontaktverweigerung durch abwertende Blicke oder Gesten
  • Kontaktverweigerung durch Andeutungen, ohne daß man etwas direkt ausspricht

Angriffe auf die sozialen Beziehungen

  • Man spricht nicht mehr mit den Betroffenen
  • Man lässt sich nicht ansprechen
  • Versetzung in einen Raum weitab von Kollegen oder aktiven Arbeitsgruppen
  • Den Arbeitskollegen/innen wird verboten, den/die Betroffene/n anzusprechen
  • Man wird „wie Luft“ behandelt

Angriffe auf das soziale Ansehen

  • Hinter dem Rücken des/der Betroffenen wird schlecht über ihn/sie gesprochen
  • Man verbreitet Gerüchte
  • Man macht jemanden lächerlich
  • Man verdächtigt jemanden, psychisch krank zu sein
  • Man will jemanden zu einer psychiatrischen Behandlung zwingen
  • Man macht sich über eine Behinderung lustig, beispielsweise Sprachfehler oder körperliche Beeinträchtigungen
  • Man imitiert den Gang, die Stimme oder Gesten, um jemanden lächerlich zu machen
  • Man greift die politische oder religiöse Einstellung an
  • Man macht sich über das Privatleben lustig
  • Man macht sich über die Nationalität lustig
  • Man zwingt jemanden, Arbeiten auszuführen, die das Selbstbewußtsein verletzen
  • Man beurteilt den Arbeitseinsatz in falscher und kränkender Weise
  • Man stellt Entscheidungen des/der Betroffenen in Frage
  • Man ruft ihm/ihr obszöne Schimpfworte oder andere entwürdigende Ausdrücke nach
  • Sexuelle Annäherungen oder verbale sexuelle Angebote

Angriffe auf die Qualität der Berufs- und Lebenssituation

  • Man weist dem/der Betroffenen keine Arbeitsaufgaben zu
  • Man nimmt ihm/ihr jede Beschäftigung am Arbeitsplatz, so daß er/sie sich nicht einmal selbst Aufgaben ausdenken kann
  • Man gibt ihm/ihr sinnlose Arbeitsaufgaben
  • Man gibt ihm/ihr Aufgaben weit unter seinem/ihrem eigentlichen Können
  • Man gibt ihm/ihr ständig neue Arbeiten
  • Man gibt ihm/ihr „kränkende“ Arbeitsaufgaben
  • Man gibt dem/der Betroffenen Arbeitsaufgaben, die seine/ihre Qualifikation übersteigen, um ihn/sie zu diskreditieren

Angriffe auf die körperliche und psychische Gesundheit

  • Zwang zu gesundheitsschädlichen Arbeiten
  • Androhung körperlicher Gewalt
  • Anwendung leichter Gewalt, zum Beispiel, um jemanden einen Denkzettel zuverpassen
  • Körperliche Misshandlung
  • Man verursacht Kosten für den/die Betroffene/n, um ihn/ihr zu schaden
  • Man richtet physischen Schaden im Heim oder am Arbeitsplatz des/der Betroffenen an
  • Sexuelle Handgreiflichkeiten

Nutzen von Mobbing

Es existieren drei Erklärungsmuster für aggressives Verhalten.

  1. Die beteiligten Personen handeln ausschließlich zu ihrem eigenen Nutzen, das heißt sie beziehen bewusst die möglicherweise negativen Konsequenzen ihres Handelns nicht in ihren Entscheidungsprozess mit ein. Im Falle von Mobbing bedeutet dies, dass es dem Mobber egal ist, was seine Handlungen beim Opfer bewirken.
  2. Die beteiligten Personen kennen die möglichen negativen Konsequenzen ihrer Handlungen für andere nicht und können sie darum nicht in ihrem Entscheidungsprozess berücksichtigen. Das bedeutet, dass der Mobber nicht weiß, was er anrichtet. Mit den Folgen konfrontiert, erschreckt er und bereut sogar in manchen Fällen seine Handlungen.
  3. Die beteiligten Personen können nicht anders als durch ihre Handlungen eine andere Person negativ zu beeinflussen, weil sie mit ihr konkurrieren. Die Mobber mobben also im Streit um eine höhere Position, um Macht, Anerkennung, Verantwortung oder Selbstständigkeit.

Verwendete Literatur:

  • Bildung und Wissenschaft. Zeitschrift der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Baden- Württemberg Ausgabe 12/2009
  • Böttger, Andreas: Gewalt und Biographie. Interdisziplinäre Beiträge zur Kriminologischen Forschung (Band 13). Baden-Baden 1998
  • Eckardt, Jo-Jacqueline: Mobbing bei Kindern. Erkennen, helfen vorbeugen. Stuttgart: Urania Verlag 2006
  • Gebauer, Karl: Mobbing in der Schule. Düsseldorf/Zürich: Patmos Verlag GmbH 2007
  • Hurrelmann, Klaus: Gewalt in der Schule. In: Schwind, H.-D. u.a.(Hrsg.): Ursachen, Prävention und Kontrolle von Gewalt. Analysen und Vorschläge der Unabhängigen Regierungskommission zur Verhinderung und Bekämpfung von Gewalt Band III (S. 363-379). Berlin 1990
  • Holighaus, Kristin: Zoff in der Schule. Tipps gegen Mobbing und Gewalt. Weinheim/Basel: Beltz Verlag und Gelberg 2004
  • Jannan, Mustafa: Das Anti-Mobbing-Buch. Gewalt an der Schule – vorbeugen, erkennen, handeln. Weinheim/Basel: Beltz Verlag 2008
  • Kasper, Horst: Streber, Petzer, Sündenböcke. Wege aus dem täglichen Elend des Schülermobbings (4. Auflage). Lichtenau: AOL Verlag 2002
  • Loeber, Rolf & Stouthamer-Loeber, Magda: Family Factors as correlates and predictors of conduct problems and juvenlie delequency. In: M. Tony N. Morris (Eds.): Crime and Justice (Volume 7). Chicago: Chicago University Press 1986
  • Olweus, Dan: Gewalt in der Schule. Was Lehrer wissen sollten und tun können. Bern: Hans Huber Verlag 2008
  • Pfeiffer, Christian in: Jugendgewalt und -kriminalität, GdP, 1997, S. 57
  • Tillmann, Klaus; Holler-Nowitzki, Birgit; Holtappels, Heinz Günter, Meier, Ulrich, Popp,Ulrike: Schülergewalt als Schulproblem. Verursachende Bedingungen, Erscheinungsformen und pädagogische Handlungsperspektiven (3. Auflage). München/ Weinheim: Juventa Verlag 2007
  • Varbelow, Dirk: Lehrer als Opfer von Schülergewalt. Eine quantitative Studie. Marburg: Tectum Verlag 2003
  • Walter, Henry: Mobbing: Kleinkrieg am Arbeitsplatz. Konflikte erkennen, offenlegen und lösen (2. Auflage). Frankfurt/New York: Campus Verlag 1993
  • Wickenhäuser, Robert: Der Riss in der Tafel. Amoklauf und schwere Gewalt in der Schule. Heidelberg: Springer Medizin Verlag, 2007
  • www.mobbing-web.de/html/mobbing-handlungen_nach_leyman.html (Aufgerufen am 02.09.2010)